Leseprobe Teil 2 von 2: „Harko und der V-Mann“

„Gerade eben wolltet ihr mich noch totschlagen!“ sagte Harko wütend.
„Harko! Ich bitte Dich! Eine Meinungsverschiedenheit unter Freunden! So was kann doch vorkommen!“
„Mit Schlagringen? Roberto, ruf die Polizei.“
„Keine Polizei! Harko! Bitte!“
Ich hatte mein Mobiltelefon schon herausgeholt.
„Warte noch,“ sagte Harko. „Vielleicht hat mir Mehmet etwas zu sagen.“ Er sah den jungen Türken an.
„Alles, Harko, alles, was Du wissen willst.“

Harko blieb auf Mehmets Armen knien, was für diesen sehr schmerzhaft sein musste. Doch er beklagte sich nicht. Solange Harko über ihm kniete, war er vor mir sicher.

„Du kennst doch Rudi,“ sagte Harko und Mehmet nickte heftig. „Rudi hat einen von euren Dealern hochgehen lassen, Ömer Eçebür. Jetzt sind Killer hinter ihm her. Habt ihr ihm die auf den Hals gehetzt?“

„Nein,“ sagte Mehmet hastig, „damit haben wir nichts zu tun. Ömer hat auf eigene Rechnung gearbeitet. Der hat bei uns nur den Stoff gekauft, hat aber sonst nichts mit uns zu tun. Es war dumm von ihm, sich mit Rudi einzulassen, der ist unzuverlässig. Das wussten wir. Ömer dachte wohl, er wäre schlauer.“
„Ist sonst jemand hinter Rudi her?“
„Ich habe nichts gehört. Ehrlich, Harko.“

Harko sah den Türken misstrauisch an. „Ich habe noch immer gute Kontakte,“ sagte er. „Wenn ich rausbekomme, dass Du mich angelogen hast, bekommst Du Besuch von Roberto und mir.“
„Es ist die Wahrheit, Harko! Glaub mir!“
Harko stand auf. „Verschwinde. Und nimm Deine Kumpel mit. Roberto sagt, sie leben noch.“

Mehmet rappelte sich mühsam auf. „Hilfst Du mir wenigstens, sie in den Wagen zu legen?“
Harko seufzte. „Was tut man nicht alles für gute Freunde.“

Mehmet und Harko warfen die beiden Bewusstlosen in den Fond des Mercedes, wobei Mehmet sorgfältig darauf achtete, mir nicht zu nahe zu kommen. Ohne ein Wort zu sagen, setzte er sich hinters Steuer und fuhr mit quietschenden Reifen davon. Das Ganze hatte nicht mehr als fünf Minuten gedauert.
„Wir sollten machen, dass wir hier verschwinden,“ sagte ich, „bevor uns jemand sieht.“
Harko deutete auf die Fenster des Leierkastens. „Wir hatten fachkundiges Publikum bei unserem Kampf.“
Ich sah selbst zum Bordell. In einem der Fenster stand Heide und warf mir ein Kusshändchen zu. Ich winkte zurück.
„Warum hat keiner die Polizei gerufen?“ fragte ich, als wir in den Land-Cruiser stiegen.

„Warum die Show beenden, bevor sie vorbei ist?“

zurück zur Auswahl der Leseproben 

oder weiter zur

Stuttgarter Szene