Leseprobe Teil 1 von 2: „Harko und der V-Mann“

Ich kam nicht dazu, mit Harko über das zu sprechen, was Heide mir erzählt hatte. Vor uns stiegen drei Männer in dunklen Anzügen aus einem schwarzen Mercedes, der am Straßenrand parkte, und kamen drohend auf uns zu.

Ich kam nicht dazu, mit Harko über das zu sprechen, was Heide mir erzählt hatte. Vor uns stiegen drei Männer in dunklen Anzügen aus einem schwarzen Mercedes, der am Straßenrand parkte, und kamen drohend auf uns zu.
„Hallo Harko,“ sagte einer von ihnen, „kennst Du mich noch?“
„Mehmet?“ fragte Harko. „Ich dachte, Du sitzt noch.“

Der mit Mehmet angesprochene lachte. Es war kein freundliches Lachen. „Ich habe mich Deiner Methoden bedient. Ein bisschen singen und dafür früher raus. Und jetzt, denke ich, ist die Zeit gekommen, Dir zurückzuzahlen, was Du mir angetan hast. Mit Zins und Zinseszins.“

In seiner Hand blitzte ein Schlagring. Leider auch in den Händen der beiden anderen. In einem von ihnen glaubte ich den Mann wiederzuerkennen, der es bei unserem Eintritt so eilig gehabt hatte, die Bar des Bordells zu verlassen.

„Drei gegen zwei,“ sagte ich, „das ist nicht fair. Außerdem habt ihr Totschläger und wir sind unbewaffnet.“
„Du hältst Dich da raus,“ sagte Harko heftig, „das geht Dich nichts an.“
„Irrtum,“ sagte Mehmet, „mitgefangen, mitgehangen.“
Harko ging in Abwehrstellung.
„Jungs,“ sagte ich, „lasst es gut sein. Ich habe weder vom Straßenkampf noch von Selbstverteidigung eine Ahnung. Ich habe im Dschungel nur das Töten gelernt.“

Die drei Männer lachten, Harko warf mir einen wütenden Blick zu. Dann erfolgte der Angriff. Mehmet und ein zweiter Mann gingen auf Harko los, der dritte, den ich an der Bar gesehen hatte, sprang mich an. Ich versuchte, einen der vielen Stöße, die ich im Dschungel bis zum Erbrechen üben musste, so sanft wie möglich auszuführen – üblicherweise zertrümmert er einem Mann den Kehlkopf und tötet ihn sofort. Ich wusste nicht, ob es mir gelungen war, mein Gegner fiel wie ein Mehlsack zu Boden, ohne einen Ton von sich zu geben.

„Hoffentlich habe ich ihn nicht umgebracht,“ sagte ich laut.
Die beiden anderen Kämpfer drehten sich zu mir um, Harko sah mich erstaunt an.
„Ich sagte doch, ich verstehe nichts vom Kämpfen. Im Dschungel macht man keine Gefangenen.“

Mit einem Schrei stürzte sich der zweite Mann auf mich, um Sekunden später genauso lautlos wie der erste zu Boden zu gehen.
Harko erholte sich als erster von seiner Überraschung, sprang nun seinerseits Mehmet an. Mit einem kräftigen Kinnhaken schickte er ihn ins Land der Träume.
„Du erstaunst mich, Roberto,“ sagte Harko, „ganz ehrlich, Du erstaunst mich.“

Ich ging zu den beiden Mehlsäcken und fühlte ihren Puls. Sie lebten noch, würden aber sicher in den nächsten Tagen keinen Ton herausbringen. Sicherheitshalber nahm ich ihnen die Totschläger ab – nette kleine Schlagringe aus Stahl. Dann ging ich zu Harko.

Der hatte Mehmet ebenfalls entwaffnet, ihn auf den Rücken gedreht und sich über seine Brust gekniet, die Knie auf den Armen des jungen Türken. Mit kräftigen Ohrfeigen holte er ihn ins Bewusstsein zurück.
„Drei bis fünf Jahre,“ sagte Harko, als Mehmet die Augen aufschlug, „soviel bekommst Du für diesen Angriff.“
Mehmets Augen blickten noch immer aggressiv.

„Soll ich mit ihm das gleiche machen wie mit den anderen?“ fragte ich Harko. „Dann verschwinden wir von hier.“
Mehmets Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig. „Harko hilf mir! Lass mich nicht mit diesem Killer allein!“

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